All The Same aus dem Odenwald
All The Same aus dem Odenwald

Die Odenwälder Metalcore-Band spielt zum 15-jährigen Jubiläum und erzählt im Interview von ihren Anfängen als junge Punk-Band in den späten 0er-Jahren und ihren größten Auftritten in der Zeit darauf.


Ich laufe durch einen Containerkomplex irgendwo auf dem Schaubacher Berg in Groß Bieberau. Hinter einem langen Gang voller Tischen, Krams und Bierkästen treten wir in einen kleinen Proberaum. Die Fenster hinter dem Schlagzeug sind abgehangen mit Fahnen von Rage Against the Machine und The Offspring. Über den Amps hängt eine große, orangene Jägermeister-Fahne. Ich bin zu Besuch bei „All The Same“, fünf Odenwälder Kerlen, dessen ehemalige Teenie-Punk-Band in diesem Raum, immer nach der Schule, ihre Jugend verbracht hat. Sie sprechen von „Baumhausstimmung“ mit guten Freundschaften, keinen Eltern und erzählen von Proben und Partys. Nach etwa sieben Jahren war es dann vorbei mit dem aktiven Bandleben – doch an eine Auflösung war nie zu denken. Schon drei Jahre später, 2014, gab es anlässlich des zehnjährigen Bandjubiläums ein großes gemeinsames Benefizkonzert der Band, die inzwischen musikalisch im Melodic Hardcore/Metalcore angekommen ist. Doch dieses Mal war die Pause länger. Manche Bandmitglieder hatten seit Jahren kein Instrument mehr in der Hand. Weil man inzwischen in ganz Deutschland verteilt wohnt, haben die meisten von ihnen alleine mit Kopfhörer und Laptop geprobt. Heute ist das erste Mal, dass wirklich alle fünf Musiker zusammen proben können – drei Tage vor dem Konzert. Doch die Probe läuft gut; die Leidenschaft und Freude, wieder gemeinsam Musik zu machen, steht ihnen regelrecht ins Gesicht geschrieben. Ich habe mich mit den Jungs nach ihrer Probe nochmal hingesetzt und ihnen ein paar Fragen gestellt:

Eure Band gibt es seit 2004. Wie war das damals in euren Anfängen? Wie seid ihr zusammengekommen?

Daniel (Vocals): Tom und ich kannten uns auf jeden Fall. Deniz hab‘ ich dann über die Schule kennengelernt, wir hatten da ein paar Kurse zusammen und es war ruck zuck klar: Wir haben den gleichen Musikgeschmack. Und dann ist das so ins Rollen gekommen…

Tim (Gitarre): Wir kommen aus Crumbach, Brensbach, Bieberau und Ueberau. Die Albert-Einstein-Schule in Groß Bieberau war da so ein Mittelpunkt.

Frank (Drums): Wir sind quasi auf dem Schulhof entstanden. Wir waren eine typische Schulhofband.

Deniz (Gitarre): Das ging in der Pause los: „Wir machen ‘ne Band!“ Und weil wir noch einen Bassisten gebraucht haben, sind wir zum Tom gegangen und haben gesagt: „Du kaufst dir jetzt ‘n Bass und nimmst Stunden.“ Und dann sind wir zum Frank und haben dem gesagt: „Du kaufst dir jetzt ‘n Schlagzeug und nimmst Stunden.“

Daniel: Das war dann erstmal sehr punklastig. Wir waren uns auch nicht so ganz sicher, was wir jetzt machen wollten. Also Richtung Punk, aber es durfte auch gerne in der Härteskala weiter nach oben gehen.

Tim: Mit Michael Hammela, einen gemeinsamen Instrumentallehrer mit Musikschule in Crumbach, und den älteren Geschwistern, die wir alle hatten und von denen die meisten auch irgendwie musikalisch waren, hatten wir auch ein paar Vorbilder, an denen wir uns orientieren konnten.

Daniel: Ja, der Michael ist ein richtiger Metaller. Der hat uns irgendwie so ein bisschen gecoacht – obwohl er das ja gar nicht musste. Aber wir waren natürlich über alle Tipps froh. Der ist auch Gitarrist von Legal Hate, die ja mit uns am Samstag spielen.

 

Wie war dann die Zeit, als ihr so richtig aktiv wart als Band? Was waren eure größten Auftritte?

Daniel: 2006 durften wir am Steinbrücker Teich spielen. Da waren wir noch sehr junge Hüpfer.

Deniz: Das war schon ein Highlight auf diesem großen Tagesfestival am Oberwaldhaus. Das war ja damals regelmäßig, da ging was und da waren viele Leute. Und wir als 16 jährigen Buben… das hat schon Bock gemacht.

Daniel: Und wir konnten damals so ein bisschen in diese städtische Darmstädter Szene reinzuschnuppern. Das war für uns auch danach nicht immer einfach, weil die Darmstädter und Umstädter Szenen immer so ein bisschen unter sich waren… Keine Ahnung, das war nicht so einfach für die aus dem vorderen Odenwald.

Tom (Bass): Es gab noch Thomas Schütt mit der Havana Bar in Reichelsheim, später dann in Lautertal. Da waren wir auch häufig.

Tim: Ja, mitten in den Odenwald dann verlegt, voll in die Pampa. Eigentlich absolut Wahnsinn, da einen Musikclub aufzumachen. Da haben wir bestimmt fünf Mal gespielt als Sechzehn-/Siebzehnjährige. Da muss man echt mal danke sagen an ihn.

Tom: Ja, er hat Bands auch immer gut behandelt. Und dann war da noch das Knabenchor-Festival, wo wir gespielt haben.

Deniz: Genau, mit 47 Million Dollars, das war riesig. Das Nonstock-Festival 2009 war auch mega. Und 2011 haben wir dann den Bandcontest im Steinbruch Theater gewonnen. Da haben wir deshalb auch eigentlich noch ‘ne Headliner Show offen (lacht).

Daniel: Den Bierdeckel, wo das draufsteht gibt’s bestimmt irgendwo noch…

Tim: Wir haben daraufhin auf jeden Fall auch ein Radio- Interview führen dürfen bei Radio Darmstadt.

Tom: Da war dann überall auch schon Tim dabei.

Deniz: Ja, das hat ja alles ohne Tim angefangen, die ersten zwei, drei Jahre.

Tim: Für uns persönlich eine sehr schöne Show war auf jeden Fall auch in Reinheim in der Scheune. Da spielen eigentlich keine Bands, aber das war unsere Stammkneipe und wir kannten den Besitzer dort.

Daniel: Die Stammkneipe von der ganzen Schule muss man sagen.

Deniz: Das war so die letzte Show, bevor wir nach Australien geflogen sind.

All The Same aus dem Odenwald

Genau. Zusammen mit Studiumsplätzen in anderen Städten hat sich das ja dann alles so ein bisschen aufgelöst bei euch. 2014 gab es dann aber schon die Show zum zehnjährigen Jubiläum. Wie seid ihr jetzt 2019 wieder zusammengekommen?

Deniz: Ich hatte im Blickpunkt in Groß Bieberau gehockt und eine Freundin meinte, dass ja jetzt bald fünfzehn Jahre rum wären und wir ja eigentlich ein Konzert spielen müssten. Ich hab dann gesagt „Ja schreib’s doch mal auf unsere Facebook-Seite, mal gucken was die anderen sagen“. Ich hatte Bock – ich hab immer Bock.

Tom: Und dann war natürlich die Diskussion, dass wir als Band keine Band sind, wenn wir nicht zum Jubiläum ein Konzert spielen.

Daniel: Wir waren und sind immer existent, aber halt nicht präsent.

Tom: Wir haben nie gesagt, dass wir jetzt eine letzte Show spielen, und danach gibt’s nie wieder was. Aber wir profitieren auch davon, dass dieser Proberaum hier von der Firma Liebig nach wie vor existiert und wir deshalb einfach wenig Hindernisse haben.

 

Und wieso spielt ihr euer 15-jähriges Jubiläum jetzt im JUZ in Reinheim?

Tom: Da haben wir unser erstes Konzert gespielt. Außerdem hatten wir nach dem Open Air letztes Mal jetzt im Winter eine Location drinnen gesucht. Und wir kennen die Jugendsozialarbeiterin dort, die Jutta Kirch.

Deniz: Die Jutta ist von Grund auf eine sehr liebe Person und war auch immer voll dabei, wenn wir Musik gemacht haben und hat sich gekümmert. Und sie war auch echt begeistert, als ich sie angerufen hatte wegen des Konzerts. Im JUZ ist halt auch ewig nichts mehr passiert. Bei unserem Konzert damals 2004 waren 150 Leute da. Das Ding ist auseinander geplatzt, wir hatten die Türen offen stehen. Außerdem: Welche Möglichkeiten hast du denn noch hier zu spielen? Der Odenwald ist, was das angeht, relativ hart am Arsch.

 

Wenn ihr bei den Jubiläumskonzerten immer wieder Bock habt, zusammenzukommen, kommt da auch der Gedanke auf, vielleicht vor dem 20. Jubiläum schon wieder Shows zusammen zu spielen?

Tom: Also ich hab‘ immer noch den Traum, einmal eine Tour zu spielen. Die muss nicht lang sein, einfach so ein paar Tage zusammen unterwegs sein… Und wenn es im schäbigsten Kleintransporter der Erde ist. Aber einmal nochmal losziehen für so vier, fünf Konzerte hintereinander… das fänd‘ ich nochmal lustig so als Anreiz.

Deniz: Also klar, wir wohnen jetzt alle ein bisschen auseinander, aber das Träumchen ist immer noch da, dass wir mal zusammen mit nem 9er-Bus durch die Gegend fahren und uns auf ’nem Rastplatz die Zähne putzen… Also einfach dieses verranzte Leben. Darauf hätte ich auch Bock.

Daniel: Das Schönste an diesem Status seit 2011, dass wir eben existent, aber nicht mehr präsent sind, ist, dass wir uns inzwischen so lange kennen und immer wieder zusammenkommen und es immer noch funktioniert und geil ist. Und wenn der erste Ton gespielt ist, das war 2015 genauso wie heute, dann passiert da wieder irgendwas… Und das ist echt unbezahlbar.

Tom: Und als die Idee im Sommer aufkam, dass wir wieder spielen, hat auch keiner gesagt, dass er kein Bock darauf hat, das war auch cool.

Das Jubiläumskonzert zum 15. Bestehungsjahr der Band findet am Samstag, 28.12.19, im Gewölbekeller des Jugendzentrums Reinheim statt. Supportbands sind Legal Hate und Elephant Messiah. Eintritt: 5 Euro. Einlass: 19 Uhr. Beginn: 20 Uhr. Die Einnahmen werden an die „Aktion zugunsten krebskranker Kinder e.V.“ in Groß Bieberau gespendet.

Credit Bilder: Philipp Schlegel