Die Metalcore Band Impale aus Darmstadt, in rotem Licht zu viert vor einer Wand stehend
Die Metalcore Band Impale aus Darmstadt, in rotem Licht zu viert vor einer Wand stehend

Die ehemalige Metalcore-Band aus Darmstadt veröffentlicht eine überraschend harte Single und positioniert sich mit ihrem neuen Sänger klar Richtung Deathcore. Im Interview erzählen sie von ihrer kommenden EP, der Neuausrichtung während Corona und wieso ein bestimmter Song von ihnen unverhältnismäßig oft gehört wird.


Ihr habt während der Pandemie bekannt gegeben, dass ihr einen neuen Sänger gefunden habt. Wie seid ihr mit Lukas zusammengekommen?

Lukas: Der Schlagzeuger meiner alten Band Maryshore aus Landau hatte damals gemeint, dass Impale jemanden suchen und daraufhin hab ich Tobi einfach bei Instagram angeschrieben. Wir haben uns dann einige Bewerbungsvideos hin- und hergeschickt, wo ich zum Beispiel einen Impale-Song covern sollte oder auf fertige Instrumentals einen Texte schreiben und einsingen sollte. Wir haben uns auch ein paar Mal getroffen und miteinander geprobt und mit der Zeit haben wir gesehen, dass das sehr gut miteinander klappt. Die Jungs waren schon anspruchsvoll, aber ich hab sofort gemerkt, dass sie einfach gute Musiker sind. Das Schöne war, dass wir uns dann auch einfach menschlich super verstanden haben. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und wir haben uns ab Tag 1 eigentlich immer zusammen totgelacht. Wenn ich auf dem Weg in den Proberaum war, hab ich mich immer total gefreut und relativ bald haben die Jungs mir dann auch gesagt, dass sie mich gerne dabeihätten. Das war sehr schön.

Tobi: Lukas hat eine brutale Stimme. Inzwischen sind wir aber auch einfach gute Freunde. Diese ganzen Schreibprozesse für neue Musik sind ja auch immer sehr zeitintensiv, da muss es auch einfach alles untereinander passen. Ursprünglich kommt unsere Band auch aus Darmstadt. Wir haben uns hier 2016 gegründet, aber über die Jahre hat sich das dann ein bisschen verändert. Mittlerweile wohne nur noch ich hier. Lukas wohnt in Wiesbaden, Ben (Gitarre) in Offenbach und Chris (Schlagzeug) in Dieburg.

Lukas: Man kann quasi sagen, wir verteilen uns über das Rhein-Main-Gebiet um Darmstadt rum.

 

Ihr sprecht von einem neuen Kapitel und dem härtesten Song, den ihr je geschrieben habt. Was ändert sich jetzt mit Lukas als neuen Sänger für die Band?

Tobi: Wir haben gleich von Anfang an gemerkt, dass Lukas stimmlich einen neuen Wind reinbringt. Da ist einfach eine andere Range der Stimme da und auch vom Shouten her ist es wesentlich härter. Dazu kommt, dass er auch einfach kein Clean-Sänger ist, obwohl wir ja vorher auch immer mal wieder Clean-Gesang in den Songs hatten. Wir haben dann gesagt, dass wir ihn da nicht reinzwängen wollen. Außerdem hatten wir in unserer Phase, wo wir keinen Sänger hatten, sowieso schon Bock auf härtere Mucke. Und so ist das dann alles entstanden; von der Ursprungs-Konstellation waren sowieso nur noch Chris und ich übrig. Es war also eigentlich nicht mehr dieselbe Band. Also haben wir einfach von Null angefangen und einfach mal drauf losgeschrieben. Und das ist dann relativ schnell härter geworden in Richtung Deathcore.

Es war ja auch eine Zeit lang eher ruhig um Impale. Wie kam es jetzt dazu, dass ihr wieder neue Musik aufgenommen habt?

Tobi: Es war klar, dass 2020 definitiv keine Shows mehr anstehen werden. Also haben wir uns dazu entschieden, diese Zeit zu nutzen und eine EP zu schreiben. Innerhalb kürzester Zeit sind dann so noch drei instrumentale Songs entstanden, zwei weitere hatten wir schon fertig. Lukas kam ja dann auch relativ bald dazu und so ist das in einem gemeinschaftlichen Schreiben geendet. Durch den Lockdown war es dann aber nochmal eine Herausforderung. Also auch einfach durchgehend dafür motiviert zu bleiben, wenn man sich abends zum Beispiel nochmal für die ganzen Editierungen der Gitarrenspuren hinsetzen muss. Wir hatten ja keine Deadline, also kein fixes Ziel mit dem dazugehörigen Druck, weil durch Corona einfach alles in der Zukunft unklar war.

Lukas: Teilweise konnten wir uns halt auch nur mit zwei Leuten treffen. Heißt, ich stand dann zum Beispiel mit Ben im Studio um die restlichen Vocals aufzunehmen und für Rückfragen zu gewissen Parts haben wir dann von dort aus über Videochat mit Tobi noch die ganzen Dinge ausklamüsert. Das war schon ein ziemlicher Heckmeck, aber am Ende haben wir es ja dann alles hingekriegt.

Die erste Single zur EP erscheint heute, wann aber die restlichen Songs alle rauskommen, wissen wir noch nicht genau. Wir bleiben da auch noch flexibel, weil wir gerne zu dem ein oder anderen Song ein Video machen würden. Bei „Obsession“ haben wir das jetzt mit den letzten Lockdown-Lockerungen noch geschafft, mit Schnelltests und dann alles im Proberaum gedreht. Das hat gut geklappt, aber wir wissen im Moment noch nicht so genau, wie wir das für die anderen Songs hinbekommen, deswegen lassen wir uns das noch offen. Es wird aber auf jeden Fall in den nächsten Monaten regelmäßig was von uns kommen.

 

Euer Song „Ghost“ hat sehr viele Aufrufe auf Spotify – deutlich mehr als eure anderen Songs. Wie kommt das?

Tobi: Haha, ja wir wissen ganz genau woher das kommt. Das ist schon relativ lange her, so zwei Jahre, da wurde der Song in einem YouTube-Video verwendet. Das war eine Compilation, die sich „10 longest live screams in metal“ genannt hat. Da hat die Person so Snippets von Konzerten zusammengeschnitten, zum Beispiel wie Chester Bennington einen ewig langen Schrei bei einer Show performt, und dann kam der nächste Ausschnitt. Und dazwischen wurde als Überleitung immer unser Song „Ghost“ eingespielt. Und alle Leute haben darunter gepostet: „Alter, was ist das für ein Song, den du da dazwischen reingebastelt hast? Welche Band ist das?“ Wir haben das dann gemerkt und jeden dieser Kommentare mit unserem Bandprofil beantwortet und auf unseren Spotify-Account verwiesen. Und dadurch kam das dann ins Rollen. Der Spotify-Algorithmus hat dann auch relativ schnell gegriffen und uns in diese Playlist wie „Your Daily Mix“ usw gepackt.

Am Ende von eurem neuen Song „Obsession“ ist ein kurzer Trap-Beat zu hören. Das ist eine Entwicklung, die inzwischen auch bei uns in Deutschland immer mehr zu beobachten ist. Die Band Omara aus Mannheim hat sich da ein bisschen drauf spezialisiert, auch wenn das mehr in die Hardcore-Richtung geht als bei euch. Die haben sogar auch ein Song der „Obsession“ heißt. Wird man sowas jetzt öfter bei euch hören?

Tobi: Ach lustig, ja mit denen haben wir sogar schonmal gespielt. Ne, auf der kommenden EP zumindest nicht. Der Gedanke dabei war, dass wir perspektivisch schon an Live-Shows denken und wir schon immer gesagt haben, dass es nichts Schlimmeres gibt, als wenn so eine kurze Pause mit einer Totenstille zwischen zwei Songs ist. Es gibt halt immer diese Momente, wo die Gitarristen mal stimmen müssen oder der Sänger eine kurze Pause braucht, um etwas zu trinken. Und diese kurze Phase der Stille wollten wir immer schon vermeiden, deswegen haben wir so Übergänge zwischen den Songs. Das ist schon auch sample-mäßig, aber eben auch mit Melodien aus den Songs. Wenn man genau hinhört, hört man über den Beat die Lead-Gitarre, nur ein klein wenig verändert.

Lukas: Ein bisschen wie bei Seether, die lassen während diesen Pausen auch immer so Gitarrenloops durchspielen. Und zu diesen Trap-Elementen kann man sagen, dass unser Gitarrist Ben da nicht abgeneigt ist. Und wir sind ja permanent am Schreiben. Es kann also schon gut sein, dass solche Sachen sich in zukünftigen Songs von uns wiederfinden werden.